Straßen in Moabit

Die Wilsnacker Straße

Haben Sie schon einmal Bad Wilsnack in der Prignitz besucht, diesen einstigen Wallfahrtsort, keine 1½ Stunden von Berlin entfernt? Das dortige Moorheil- und Thermalbad ist eine Reise wert.

Die Wilsnacker Straße beginnt noch außerhalb unseres Quartiersgebietes: an der Ecke Alt-Moabit. Dort sorgt der beliebte Otti-Grill für einen leckeren Imbiss, daneben geben Schaufenster den Blick frei auf beachtliche Kunstwerke: Malerei von Mols Landen oder nebenan im Kunstraum Siam, auf die neuesten Kreationen von Moabiter Künstlerinnen. 

Elegant überragt die St. Johannis-Kirche gegenüber ihr Umfeld. Sie wurde vor 180 Jahren von Karl-Friedrich Schinkel errichtet, dem berühmten Baumeister Preußens. Sie öffnet Montag und Mittwoch von 12-15 Uhr und Freitag von 15-18 Uhr ihr Tor, oft zu Konzerten oder regelmäßiger Teilnahme am Gemeindeleben. 

Unmittelbar an sie grenzt ein Friedhof mit Kriegsgräbern von 1945, der vor 60 Jahren Ehrenfriedhof wurde. Die aktive Geschichtswerkstatt Tiergarten forschte bereits dazu. Gegenüber herrscht am Justizkomplex ein reges Kommen und Gehen, werden doch hier täglich 300 Kriminialfälle verhandelt. 

Der Einzelhandel belebt die Wilsnacker ab der Turmstraße: Zur Rechten „Agri Bistro“, vor dem man prima draußen sitzen kann, wenn´s warm ist, und „Fahrradshop Gerhardt“. Er gehört zu den Alteingesessenen, dessen Fachkenntnis und breites Sortiment überzeugen. Ebenfalls seit langem im Kiez, aber jetzt modern ausgestattet, ist „Friseur Eva“. In der Bäckerei kann man lecker Kaffee trinken. Gegenüber bei „Sapori di Casa“ kann man köstliche sizilianische Küche bei sehr herzlicher Bewirtung genießen. 

Danach wird es ruhiger in der Wilsnacker. Es folgen Frisörin Jeanette Wiegandt, die hier gekonnt die Haare der Bewohner schneidet und gegenüber das anmutig eingerichtete Restaurant „Hoa Nam“.

Jenseits der Birkenstraße sind nur wenige unterwegs. Kinder eilen zum Training in die „Tanzwelten“ von Marion Mayer an der Ecke Kruppstraße; manch Erwachsener zum Feierabend in die Kneipe „Alcatraz“. Ein Lichtblick sind die gepflegten Beete davor, auf denen sogar Sonnenblumen sprießen. In Richtung Perleberger kommt man noch an der Werkstatt von Kurt Neumannn vorbei, der mit seinen Leuten schon manchen Wasserhahn im Kiez repariert hat. Nebenan wird man in „Zayas Brunnen“ verwöhnt: mit besonderer Kosmetik und Massage. Um das Wohlbefinden geht es in der Praxis von Physiotherapeutin Annette Baß in der Nr. 33.  

Werfen Sie noch ein Blick auf die Häuser gegenüber: die Fassaden sind ein Hingucker. Im Erdgeschoss von Nr. 40 werden 26 Kinder in der Kita „Cheburashka“ liebevoll betreut, die den Namen einer beliebten russischen Zeichentrickfigur trägt.

Immer willkommen sind Sie im Quartiersbüro in Nr. 34 hinter der auffallend rotbraunen Fassade. Das Team berät Sie gern, wenn Sie sich für die Wilsnacker oder andere Straßen im Kiez engagieren wollen. 

Gudrun Radev, aktualisiert: Sofie Henne

Hier brodelt's

Turmstraße und Moabit – das gehört einfach zusammen. Die heute 1,8 km lange Straße wurde 1818 angelegt und reichte ursprünglich bis zur Heidestraße. Damals konnte man von hier die Türme der Sophien- und Nikolaikirche (im Osten bzw. Westen) sehen. Daher auch der Name. Heute hat sie selbst vier markante Türme. Zum Beispiel den der Heilandskirche an der Thusnelda-Allee 1, mit 87 m der dritthöchste Kirchturm Berlins. Die Kirche ist Treffpunkt, Konzert- und Ausstellungsraum in einem. Einige Schritte in Richtung Osten führt der Weg vorbei am Schultheißquartier, der 2018 eröffneten Shoppingmall Moabits. 

Hinter dem Schultheißquartier geht es vorbei an wikuExpress-Reinigung in Nummer 24, die für Moabiter*innen eine wichtige ­Adresse ist: morgens die Wäsche hinbringen, abends sauber abholen. 

In der Turmstraße 22 ist ein modernes Gebäude entstanden, das Büros für Jurist*innen bereithält. Dahinter erstreckt sich bis zur Birkenstraße das Gesundheitszentrum Moabit (GSZM). Jede*r alt eingesessene Moabiter*in kann eine Episode zum ehemaligen Krankenhaus erzählen. Heute sind hier Gesundheitseinrichtungen und Berufsschulen untergebracht. Im Hochhaus des Landesamt für Gesundheit und Soziales erhalten z.B. Geflüchtete Rat und Hilfe. Im Erdgeschoss bietet die Kantine „Ratzfatzsatt“ preiswertes Frühstück und Mittagessen. Sie ist Ausbildungsbetrieb für junge Menschen mit Behinderung. 

Weiter in Richtung Osten reihen sich auf der Turmstraße alt eingesessene Geschäfte hintereinander: Blumen-Witte, das Angkor Reisebüro, das Restaurant Viet + my oder das Café California-Coffee. Wussten Sie, dass die Roland-Apotheke Ecke Bandelstraße bereits 120 Jahre alt ist? Mittlerweile sind viele neue Geschäfte wie Magda & Kaya Friseure, der Minimarkt Damas, die Restaurants Nusantara (indonesisch), Der Everest (nepalesisch) und das Café honiggelb entstanden. Im Sommer kann man in allen Restaurants herrlich draußen verweilen und gerne kommen mittags die Jurist*innen aus dem Gericht mit seinen dicken Türmen gegenüber. 

Am Haus Turmstraße 13 prangt eine pralle Wurst. Sie weist den Weg zu „Sklep Spozywczy“. Kunden aus der halben Stadt kaufen hier ihre Lieblingsspeisen aus der polnischen Küche. 

Kurz vor der Kreuzung zur Wilsnacker Straße hat sich eine Gruppe junger Leute zusammengeschlossen, die alle zusammen in einem Haus in der Turmstraße wohnen und einen Kiezladen betreiben, der allen daran Interessierten zur Verfügung steht. In den letzten Jahren ist der gleichnamige Verein JVB entstanden, was so viel bedeutet wie Jenseits von Birkenstraße. In den Räumen werden Kunst- und Kulturprojekte realisiert, die den Austausch der Nachbarschaft fördern sollen. 

Erleichtert sind wohl alle Anwohner*innen rund um die Pritzwalker Straße, dass ihr Supermarkt an der Ecke wieder eröffnen konnte. So bleibt der kurze Weg, um Fleisch, Gemüse und Obst einzukaufen. Und gegenüber kann man seinen Hunger nach Büchern stillen. Bei Klaus-Peter Rimpel in seiner Dorotheen­städtischen Buchhandlung. Sein Sortiment an Büchern über Tiergarten oder Berlins Geschichte ist einmalig. Jede seiner Lesungen ist gut besucht, und machmal ist er auch Gastgeber für Veranstaltungen des Quartiersmanagements. 

Die Turmstraße endet im Grünen. Direkt am Fritz-Schloß-Park, wo Erholung und Sport gleichermaßen möglich sind.

Seit September 2023 freuen sich die Moabiter*innen, dass wieder eine Tram durch die Turmstraße rollt!

Gudrun Radev & Bianka Spieß, aktualisiert: Sofie Henne 

Täglich fließt der Verkehrsstrom

Die Stromstraße trägt ihren Namen dank der Spree – die ja als Fluss oder Strom die Insel zum Teil umgibt. Die Straße existiert seit dem 18. Jahrhundert und zählt somit zu den ältesten in Moabit. Der nördliche Teil zwischen Turm- und Birkenstraße wurde erst nach 1840 bebaut. Er bildet gleichzeitig die westliche Grenze unseres Quartiersgebietes. Zunächst hieß die Straße „Grüner Weg“. Schwer vorstellbar, fließt doch heute dichter Verkehr. Trotzdem birgt die Straße links und rechts einige Überraschungen – sogar kulinarische.  

Starten wir beim Global Reparaturservice Ingenieurbetrieb, wo vor allem alte Waschmaschinen wieder aufgepäppelt werden. In der Nr. 30 ist der Showroom von Sanitär-Hintze. Den gibt es in der Stromstraße seit 100 Jahren. Er führt alles vom Wasserhahn bis zum Waschbecken. Im blauen Haus schräg gegenüber residiert die Botschaft von Mosambique. Auf der rechten Seite reihen sich Friseurläden hintereinander: The Hair Arts, ESHK Friseur und LK-Friseure erfüllen jeden Wunsch ihrer Kund*innen. Im Ladyline Loft können Frauen Yoga praktizieren oder ein anderes des vielfältigen Sportprogramms nutzen und in der Sauna schwitzen. Dazwischen immer wieder ein Späti oder eine türkische Bäckerei.

Kulinarisch geht es weiter: Die zweite Filiale vom beliebten Wilhelms Burger in der Stromstraße im Kleinen Tiergarten bietet vor allem bei schönem Wetter viel Platz, um draußen zu Verweilen. Der Burgerladen hat auch einige vegetarische Optionen im Repertoire. Weiter geht es an der Ecke Stromstraße/Alt-Moabit, wo vor ein paar Jahren das vietnamesische Restaurant Song Lam 37 eröffnete. Große Empfehlung unsererseits - ebenfalls für Vegetarier*innen! Dahinter Richtung Spree der obligatorische Späte und Fit Fahrradladen, bei dem man nicht nur günstig Fahrräder erwerben, sondern auch jegliche Reparatur am Drahtesel vorgenommen werden kann.

Fast vergessen: Überquert man die Perleberger, erstreckt sich auf der linken Seite bis zur Turmstraße das Schultheißquartier. 

Und zu guter Letzt wohl noch eine der wichtigsten Institutionen der Stromstraße: Die Quelle. Egal zu welcher Uhrzeit - hier trifft sich Jung&Alt auf ein kühles Helles, um über Gott und die Welt zu plaudern.

Gudrun Radev / Bianka Spieß, aktualisiert: Sofie Henne

Ein Ort zum Verweilen

Ein Ort zum Verweilen – so großzügig und einladend wie der Stephanplatz ist. Mit alten Bäumen, Spielgerät, verschiedenen Bänken, Sportfeld für Basketball oder Fußball. Freundlich leuchten ringsum Fassaden der Wohnhäuser aus der Gründerzeit, rot-braun die mit Efeu bewachsene Schule, dunkel-grün das historische Pissoir. Angelegt wurde der Platz vor 125 Jahren an der Havelberger, Stendaler und Stephanstraße. Von 1995-2002 gehörte der Stephanplatz zum Sanierungsgebiet „Stephankiez“ – als Wohnungen ringsum umfassend erneuert wurden, der Platz umgestaltet und der Verkehr beruhigt. 

In dieser Phase gründete sich auch der Verein „Bürger für den Stephankiez“ (BürSte), um weitere Bürger-Beteiligung sicher zu stellen. Lange Zeit kümmerten sich Ehrenamtliche unermüdlich um gute Nachbarschaft. 

Auch viele der 430 Schüler*innen aus der Hedwig-Dohm-Oberschule verbringen ihren Nachmittag auf dem Platz. Die frühere Knaben- und Mädchen-Schule war 1892 eine der größten Schulen der Stadt. Ein Teil des Gebäudes wurde im Krieg zerstört. So auch die „Schulbrausebäder“, wo Kinder aus den Mietskasernen kostenlos duschen konnten. Bis 2009 war hier die Heinrich-von-Stephan-Schule untergebracht und zog dann ans Neue Ufer. Heinrich von Stephan, ab 1875 General-Postdirektor und Mitbegründer des Welt-Postvereins,  gab dem Platz 1889 seinen Namen. Ohne ihn gäbe es weder die Postkarte, noch den Fernsprecher – und kein Internet. 1876 ließ er das erste Telefonkabel zwischen Berlin und Halle verlegen.

Eine wichtige Institution am Platz ist seit über 60 Jahren die städtische Kita Havelberger Straße. Durch umfangreiche Sanierungsarbeiten konnte das neue Gebäude 2023 eingeweiht werden und mittlerweile hat die Kita Platz für 120 Kinder. Ein weiterer Anlaufpunkt am Stephanplatz ist die freie evangelische Gemeinde. Sie beteiligt sich regelmäßig am Ökumenischen Bußweg (zu Ostern bzw. Ende November) und organisiert gern Nachmittage für Kinder. Wer wissen will, was aktuell läuft, schaut einfach in den Schaukasten.

Dahinter erhebt sich der „MOA-Bogen“. Im größten EDEKA-Markt Berlins absolvierten schon einige Schüler*innen ihr Praktikum. Der gewaltige Komplex schirmt den Platz bestens vom Lärm der Stromstraße ab. Er entstand 2010 auf dem Gelände der einstigen Paech-Brot-Fabrik (Abriss 1994), deren Schornstein noch lange den Kiez überragte. Viele werden sich daran erinnern. An der Ecke Stephanstr. 26 (bis 2012 war hier die Apotheke) versorgt die freundliche „Pflegestation Julia“ ihre Patienten. 

Wie geht es jetzt weiter am Stephanplatz und wie können wir erreichen, dass sich noch mehr Menschen für ihn engagieren?

In den kommenden Jahren soll eine Umgestaltung des Stephanplatzes stattfinden, um einen expliziten Bereich für die Jugendlichen zu schaffen. Eine Teilfläche soll zu einem attraktiven Aufenthaltsort für die Zielgruppe werden und es sollen Möglichkeiten zur Entspannung, Kommunikation und Bewegung entstehen.

Gudrun Radev, aktualisiert: Sofie Henne

Die Rathenower Straße

Rathenow ist eine Stadt 70 Kilometer nordwestlich von Berlin – genau wie Bad Wilsnack, Perleberg oder Pritzwalk, nach denen Straßen im Kiez benannt sind. Beginnen wir unseren Spaziergang außerhalb vom Quartier. Viele Moabiter Schüler*innen kennen es gut: das vor zwei Jahren sanierte Oberstufenzentrum Banken und Versicherungen an der Ecke Alt-Moabit 12. 

Sie schlossen hier ihr Abitur oder Lehre ab, andere versuchen, ihren Schulabschluss zu verbessern. Gegenüber steht das bekannteste Moabiter Gebäude: die Justiz-Vollzugsanstalt Moabit. Die Moabiter*innen selbst kümmert‘s kaum. 

Richtung Seydlitzstraße gibt es mittlerweile ein indisches Restaurant „Yogi" und eine Shisha Bar. An der Ecke folgt eine Tankstelle mitten im Wohngebiet. Das wäre wohl heute kaum noch zulässig. Ecke Turmstraße erhebt sich das imposante Gebäude des Berliner Kriminalgerichtes – inzwischen über 100 Jahre alt und damals das erste elektrisch beleuchtete Haus in Berlin. Wer die seltene Gelegenheit zu einer Besichtigung bekommt, sollte sie nutzen – schon die Treppenhäuser sind beeindruckend. 

Von dort hat man auch einen schönen Blick in den Fritz-Schloß-Park, der an der Seydlitzstraße mit einem weitläufigen Sport- und Spielplatz beginnt. Die Kinder des Moabiter Kinderhofs gehen hier oft Fußball spielen. Etwas kleiner sind die Bälle nebenan beim Minigolf. Wer hätte gedacht, dass dessen Angebot von den Bewohnenden so gut angenommen wird. „An manchen Wochenenden reichen die Golfschläger nicht. Manche kommen nur wegen des leckeren, selbst gebackenen Kuchens“, sagen die Mitarbeitenden. In der Rathenower gibt es auch einige Unternehmen: so hat hier die exklusive Mode-Designerin Evelin Brandt mit ihren 60 Mitarbeitenden ihren Sitz. Daneben sind in den letzten Jahren zwei moderne Neubauten mit vielen Wohnungen entstanden. In den gepflegten Vorgärten der Wohnhäuser gegenüber blüht es in allen Farben. 

An der Ecke Birkenstraße fällt ein Anfang der 70er Jahre erbauter Kinder- und Jugendkomplex ins Auge. Die Stadtplaner bewiesen damals Köpfchen: Kindergarten, Freizeit-Einrichtung, Jugendamt, Schule sowie ein Kinderheim schafften einen Zusammenhang, der sehr sinnvoll erscheint. So kümmern sich heute noch Vereine wie das „Haus der Weisheit" oder der „Müttertreff“ um Familien. Im Jahr 2023 konnten das Zille-Haus und der Moabiter Kinderhof nach langjähriger Sanierung wieder eröffnen und bieten nun mehr Platz und Möglichkeiten denn je. Finanziert wurde der Umbau vom Quartiersmanagement. Die Kurt-Tucholsky-Grundschule rundet das junge Bild der Rathenower Straße ab. Besuchen sollten Sie die über Moabit hinaus bekannte Buchdruckerei Klünder auf der linken Straßenseite und den kleinen, feinen neu eröffneten Kunstladen.

Lebendiger wird es Ecke Perleberger: links die Alt-Berliner Kneipe „Kaputter Heinrich“, rechts die Nord-West-Apotheke und die Bar Perlou. Hier trifft sich Jung&Alt, im Sommer am liebsten auf der großzügigen Terrasse, im Winter in den gemütlichen Innenräume mit Wohnzimmerflair - jeden Donnerstag gibt es Live-Musik zum Mitsingen und einmal im Monat das berühmt-berüchtigte Moabiter Kneipenquiz. Auf dem kleinen Platz an der Stendaler Straße treffen sich die Moabiter gern zu einem Plausch. Auch im Habibi-Laden, wo es alles für die arabische Küche zu kaufen gibt. Außerhalb des Quartiersgebiets in der Rathenower Str. 43 befindet sich die Moa-Musikschule und das kleine Café „Brühgruppe", das vorzüglichen Kaffee in familiärer Atmosphäre anbietet.

Bianka Spieß, aktualisiert: Sofie Henne

Die Pritzwalker Straße: Grün und aktiv

Pritzwalk ist neben Bad Wilsnack, Perleberg und Rathenow eine Kleinstadt nordwestlich von Berlin. Unterwegs in Moabit werde ich so manches Mal gefragt: „Pritzwalker Straße? Nie gehört!“ Meist verweise ich auf Amtsgericht und Dorotheenstädtische Buchhandlung. Die kennt jeder. An den Auslagen mit herrlichen Bildbänden und Büchern über Berlin-Tiergarten bleibt man immer wieder gern stehen. 

Die Pritzwalker Straße wurde bereits 1882 angelegt, ist heute eher von Neubauten geprägt. Wohl eine Folge der Kahlschlag-Sanierung in den 70er Jahren, die den Mietern mehr Licht und Raum bringen sollte. „Im Gebiet um die Pritzwalker wurden vor 120 Jahren die ersten mehrgeschossigen Mietshäuser Moabits gebaut. Deren Höfe waren besonders eng und dunkel, sanitäre Einrichtungen ungenügend“, erklärt Andreas Szagun von der Geschichtswerkstatt Tiergarten. „So ist es kein Wunder, dass im Flächennutzungsplan von 1965 die Gegend bis zum Schult­heiß-Gelände als Sanierungsgebiet gekennzeichnet war.“ 

An der Ecke Turmstraße preisen lautstark die Händler von „Esen Supermarkt“ ihre reiche Auswahl an Obst, Gemüse und Lebensmitteln für Liebhaber*innen der türkischen und Balkan-Küche. Sonst ist es in der Pritzwalker eher ruhig. Diese Ruhe weiß Fotokünstlerin Helen Schmidt aus der Pritzwalker 2 zu schätzen, die zum Kunstfestival gern mal Nachbarn einlädt. Ihre Werke waren schon in der Galerie Nord in der Turmstraße zu sehen.

Überhaupt leben in der kleinen grünen Allee viele sehr aktive Menschen. Die Pritzwalker hat die meisten Kiezhelden: Ingrid Thorius, Seydanur Karaca, Thomas Englert oder Andreas Klahn, allesamt Personen, die Moabit-Ost präg(t)en.

Sonst aber ist der Alltag hier fast ländlich. Man grüßt sich sich, denn hier kennt (fast) jeder jeden. Die Bewohnenden sitzen plaudernd unter dem großen Baum, laden zum Tee ein und verabreden sich für gemeinsame Aktionen des Quartiersmanagements. Kein Wunder, dass sich Ideen wie die Suppen- und andere Nachbarschaftsfeste, gemeinsames Public Viewing oder das Begrünen der Straße schnell herumsprechen. 

Gudrun Radev, aktualisiert: Sofie Henne 

Laut und lebendig

Hand aufs Herz – die Perleberger Straße zählt nicht unbedingt zu Ihren bevorzugten Straßen, wenn Sie einkaufen gehen, oder? Einige Läden stehen leer, bei anderen kann man nur erahnen, was sich hinter dem Schaufenster verbirgt, ruhige Ecken ohne Verkehr sucht man vergebens. Und doch wohnen hier ja unzählige Menschen, bilden sich Warteschlangen an den Bushaltestellen, sind die Kreuzungen voller Leben.

Eine Verkehrsader

Die stark befahrene Perleberger Straße beginnt an der Perleberger Brücke, von der man wunderbar die S-Bahn, Fern- und Regionalzüge sowie die Baustelle der Europa-City beobachten kann. Viele der Bauarbeiten dort sind mittlerweile abgeschlossen und in ein paar Jahren können die Moabiter*innen sich über die neue S-Bahn-Linie 21 mit einem Bahnhof „Perleberger Brücke“ freuen. Die 1,5 km lange Perleberger verbindet den Wedding mit dem Herzen von Moabit und mündet am Schultheißquartier. An den 11 Kreuzungen häufen sich Geschäfte, Imbisse, Dienstleistungen.

Was es nicht alles gibt …

Mindestens 4 Friseur*innen, ein Kosmetikstudio, den Zeitungsladen „Backshop & Kisok“ mit frischen Backwaren, Lotto und Allerlei sowie 5 Imbiss-Läden, eine Alt-Berliner Kneipe und „Habibi“, der arabische Lebensmittel anbietet. In der Mittagspause gehen wir manchmal gerne zu „Güllü Lahmacun" und lassen uns die handgemachten Manti (gefüllte türkische Teigtaschen) oder Gözleme schmecken. Praktische Dinge erhält man bei Matra­t­zen-Concord, im SIEMES Schuhcenter, bei Hifi-Play oder im Blumenladen. Dienstleistungen bietet die Apotheke, der Copy Shop und das Percing-Studio. Im P3A coworking space kann man ungestört arbeiten und im „Self-Storage“ an der Ecke Quitzowstraße seinen Hausrat sicher einlagern. 

Ein großer Abschnitt der Perleberger Straße…

gehört der Polizei. Hinter der wohl längsten Häuserfront arbeiten über 500 Mitarbeiter*innen. Früher gehörte das weite Gelände dem Preußischen Militär. 

Viel Trubel in der Bibliothek

Die beliebte Bruno-Lösche-Bibliothek öffnet an 6 Tagen in der Woche bereits ab 10 Uhr ihre Türen. Die Besucher*innen kommen nicht nur, um in Zeitungen und Zeitschriften zu blättern, sondern natürlich Bücher, Musik-CDs, Filme auf DVD auszuleihen, die ­Computer zu nutzen oder den Lesungen im „Krimisalon“ zu lauschen. Den Schulkindern hilft Herr Arnold bei den Hausaufgaben; Senior*innen lernen am Vormittag in Kursen die Welt des Internets kennen… Oft leihen sich auch die Kinder aus den 3 Kitas „Perlentaucher“, „Birkelinchen“, „Kleiner Frosch“ Bilderbücher hier aus.

Die ganze Welt zu Hause

Das vielfältige, interkulturelle Bild der Straße prägen nicht nur die Botschaften von Usbekistan und Tad­shikistan. Auch die Treffpunkte mehrerer religiöser Gemeinschaften gehören dazu: die apostolische Gemeinde, das Indonesische Weisheits- & Kulturzentrum „Al-Falah-Moschee“ (Ecke Feldzeugmeisterstraße) oder die evangelische Heilig-Geist-Kirche.

Unterstützung bei Problemen

Die Perleberger beheimatet mehrere Anlaufpunkte für Menschen mit gesundheitlichen, finanziellen oder ganz drängenden Sorgen wie Obdachlosig­keit. In der Selbsthilfe-Kontakt- und Beratungsstelle Mitte StadtRand gGmbH – zu finden im leuchtend orangefarbenen Haus Ecke Lübecker Straße – treffen sich Menschen, die „ihr Leben auch aus eigenen Kräften verändern möchten.“ Es gibt z.B. Gruppen für Alkoholkranke, Depressive, Messis oder Rheumakranke. Dort tauscht man sich über neue Therapieformen und gute Ärzt*innen aus.  

Lieblingsorte

Das Perlou an der Ecke Perleberger Rathenower ist definitiv einer unserer Lieblingsorte, weil man dort besonders im Sommer so schön auf der Terrasse mit einem Kaltgetränk verweilen und sogar die letzten Sonnenstrahlen des Tages zwischen den Betonriesen erhaschen kann.

Gudrun Radev, aktualisiert: Sofie Henne

Die Lübecker Straße

Die Lübecker beginnt an der alten Post Ecke Turmstraße, jenseits vom Kleinen Tiergarten – in Fortsetzung des gern genutzten Pflasterweges. Sie führt direkt nach Norden – wohl in die sympathische Hansestadt Lübeck, deren Namen sie seit 125 Jahren trägt. Das erste Gebäude rechts ist das ehemalige Postamt, gefolgt vom historischen Teil aus rotem Backstein und Wohnbauten der 50er Jahre mit Vorgarten. Zur Linken empfängt uns ein reich verziertes Wohnhaus in weiß/rot aus der Gründerzeit. Darin das türkische „Turm Bistro“ und Café Pinguin.

Es folgen u.a. ein Reisebüro, der alteingesessene beliebte Salon für Kosmetik „Le Soleil“, eine Elektrobau-Firma und seit 2023 das Kunstatelier „supersoft". Hier lohnt es sich vorbei zu schauen, denn junge Künstler*innen verkaufen hier besondere Bekleidungs- als auch Deko-Unikate und nebenbei kann man sich die Nägel machen lassen. Daneben noch ein Design-Laden der Künstlerin Ashley Jones, die dort ihre selbst entworfene Kleidung verkauft. Es folgt das Wallyard Concept Hostel, das auch für lokale Besucher*innen die ein oder andere Überraschung im Hinterhof bereithält, zum Beispiel super cremiges Eis der berühmten Kreuzberger Eismanufaktur „Sicilian Ice Cream".

Kennen Sie bereits das Berliner- Wohnforum gegenüber im typischen 50er Jahre-Stil? Früher war es ein Wohnheim für Krankenschwestern, jetzt bietet es Platz für Personen aus besonderen Lebenslagen. Nicht zu übersehen ist jetzt das Parklet, das auf der Straße vor dem Gebäude seinen Platz gefunden hat – eine Aktion des Quartiersmanagement. Die Bewohnenden sind übrigens nicht nur aufgeschlossen, sondern beteiligten sich mit ihrer Leiterin und Kiezheldin Frau Koppelmann schon öfter am geselligen Suppenfest entlang der Pritzwalker Straße. Bisher stehen in der Lübecker nur wenige Bäume. Langfristig soll die Straße ein bisschen mehr Grün bekommen… 

Etwas Besonderes ist das Haus Nr. 13. Hier kam 1890 der berühmte Schriftsteller und Journalist Kurt Tucholsky zur Welt. Heute sorgt hier die Galerie „Kurt-Kurt“ als Stadtlabor für überraschende Ausstellungen. Gleich nebenan kann man im Schaufenster des Schülerladens „Tiger, Panther & Co“ R die kreativen Arbeiten der Schüler*innen bewundern. Im prachtvoll sanierten Haus Nr. 19 T ist die Kontakt­stelle Pflege-Engagement untergebracht, wo pflegende Angehörige kostenlos beraten werden. Gleich daneben Friseur „Bjoern Mentler“ mit Kontakt zum Smiling Berlin Verlag und vorher noch der Weidler-Verlag in der Nr. 8, der vor allem wissenschaftliche Werke vertreibt.

Seit einigen Jahren können die Kinder wieder den weiträumigen Spielplatz nutzen, dessen Umgestaltung ebenfalls übers Quartiersmanagement aus dem Fonds „Soziale Stadt“ finanziert wurde. Er grenzt an das orangefarbene Eckhaus – mit dem sich die Baugenossenschaft der Bewohnenden einen Lebenstraum erfüllte. Darin erwartet Sie ein Nachbarschafts-Café und die Selbsthilfe-Kontaktstelle SHK.

Auf der anderen Seite ist ein neuer Ort für Kunst- und Kulturschaffende entstanden: das KUKUMU. Das KuKuMu ist ein solidarisch organisiertes Kollektiv. Neben dem künstlerischen Austausch ist es dem Kollektiv wichtig, einen Treffpunkt für die Nachbar*innen zu schaffen, an dem jede Person mitentscheiden und gestalten darf. Es finden Veranstaltungen statt und es gibt ein selbstverwaltetes Café, in dem alle ehrenamtlich arbeiten.

Ecke Perleberger Straße residiert die Botschaft von Tadshikistan. (Sie konnte 2012 beim Quartiersprojekt „Moabit mal anders“ besichtigt werden.) Im Hof des breiten gläsernen Neubaus Nr. 32 betreut die Kita „Kleiner Frosch“ die jüngsten Moabiter.

Frisch renoviert erstrahlt wieder das imposante Eckhaus gegenüber: Im Erdgeschoss befindet sich ein arabischer Supermarkt und folgt man der Lübecker bis zur Birkenstraße geht es vorbei am Deutsch Muslimischen Zentrum, der Akademie für alte Musik Berlin, dem Tätowierer Atelier Moabit und der Praxis für Ergotherapie Moya Hayat. 

Macht euch selbst ein Bild und besuch die Lübecker Straße - es wird nicht langweilig!

Gudrun Radev, aktualisiert: Sofie Henne

Die Lehrter 

Früher hieß sie einfach Torfstraße. Ob man Torf hier abgebaut hat, ist nicht überliefert. Aber die Begeisterung der Moabiter*innen über den ersten Schnellzug aus der niedersächsischen Stadt Lehrte. Kurzerhand benannten sie ihre Straße einfach um. Der denkmalgeschützte Lehrter Bahnhof blieb nicht erhalten und auch die Straße sollte es Teil der Stadtautobahn eigentlich nicht mehr geben. Doch die legendäre Hartnäckigkeit der Bewohnenden durchkreuzte sämtliche Pläne. 

Wenn man von der Invalidenstraße aus kommend das schmucklose Hotel hinter sich gelassen hat, beginnt das richtige Moabit. Links die Wohnblocks der Zille-Siedlung, inzwischen mit viel Grün und liebevoll saniert. Rechts Kasim Özers „Lehrter Shop“. In diesem  Kiezladen treffen sich die Nachbar*innen aus der Zillesiedlung. 

Aus den Häusern dort genießt man den grünen Ausblick zum heutigen Geschichtspark. In dem ehemaligen Zellengefängnis saßen u.a. aufrechte Gegner*innen des Naziregimes. In den Schrebergärten gleich daneben duftet es gerade nach Herbst – ein Spaziergang hier wirkt wie ein Kurzurlaub. Gegenüber liegt die Berliner Stadtmission mit ihrem Heim – im Winter ein wichtiger Anlaufpunkt für Obdachlose. Nebenan beeindruckt das sanierte Jugendgästehaus im Stil der 50er Jahre durch seine ruhige Lage in einem kleinen Nadelwald.  An der Ecke Seydlitzstraße steht das Bildungs- und Begegnungszentrum, betrieben vom SOS-Kinderdorf. Dahinter steht die imposante Kletterhalle des Deutschen Alpenvereins. Schnupperkurse gibt es z.B. sonnabends für Kinder und Jugendliche ab 13 Uhr. 

Auf der rechten Seite der Lehrter Str. stehen die sog. denkmalgeschützten Beamtenwohnhäuser, einstmals erbaut für die zahlreichen Moabiter Eisenbahner. Einige Schritte weiter, in der Nr. 17, befindet sich die Indonesische Botschaft. Die Mieter*innen der Häuser 62-65 gegenüber können täglich das sportliche Treiben im Poststadion beobachten. 

1936 war das Poststadion einer der Austragungsorte der Olympischen Spiele. Heute trainiert hier der erfolgreiche Fußballverein BAK07. Auch Handball-, Tennis- und Rollsportvereine sind hier zuhause.  Schräg gegenüber von Poststadion und Justizvollzugsanstalt (Lehrter Straße 61) sammelte Wolfram Liebchen seit Jahrzehnten historische Bauelemente: wie Türklinken, Dielen oder Fliesen, die er aus Altbauten rettete. Mittlerweile ist hier zwischen Lehrter und Klara-Franke-Straße eine Kleinstadt aus Neubauten entstanden mit mehreren hundert Wohnungen. Die Inhaber*innen der beiden Lokale in der Lehrter Straße 26b-30 freut es – neue Kundschaft ist sowohl im Eiscafé „Ein Moment“ als auch im Restaurant „Mediterraneo“ willkommen. Aber auch auf dem Gelände selbst haben sich Gastronom*innen niedergelassen - wir empfehlen einen Besuch im Zazza, ein Café mit leckerem Kaffee und Kuchen sowie einem wechselnden Mittagsangebot. Bei gutem Wetter kann man dem Platz der Nachbarschaft vor dem Café verweilen.

Durch das Tor des Gebäudes mit seinen imposanten Säulen gelangt man zur Remise der Kufa-Kids – einem Kindertreff, der unter anderem vom QM gefördert wurdr. Vorn ist der Betroffenen-Laden ein wichtiger Anlaufpunkt. Daneben, auf dem erst im Sommer Klara-Franke-Platz, trifft sich Jung und Alt. U Hinter den Spielgeräten wachsen im Bürgergarten des Vereins „Moabeet“ die ersten Zucchinis und Tomaten. Wer selbst etwas anbauen möchte, ist willkommen und braucht nur im Café Moab der Kultur­fabrik nachfragen. Die Kufa, wie sie auch kurz genannt wird, ist Theater, Kino, Galerie und Tanzfläche in einem. 

Bianka Spieß / Gudrun Radev, aktualisiert: Sofie Henne

Unsere Kruppstraße

Eisengießer Friedrich Krupp ist der Namensgeber für die 600 m lange mit Kopfstein gepflasterte Kruppstraße. Seine Erfindung, der Guss-Stahl, war nützlich für Deutschlands wirtschaftlichen Aufschwung in der zweiten Hälfte des 19. Jh. Aber auch für die Ausrüstung der Soldaten, die in den Kasernen Moabits ihren Dienst leisteten.  
Beginnen wir unseren Spaziergang an der Wilsnacker. Ins Auge fallen die grünen Vorgärten und Baumscheiben an dieser Ecke, die von Anwohnenden gepflegt werden. 

Gegenüber in den „Tanzwelten“ erlernen etwa 70 Kinder seit über 20 Jahren das Tanzen. Interessierte können sich bei Tanzpädagogin Marion Mayr gern vorstellen. Nebenan dreht sich alles um die Musik – im wahrsten Sinne des Wortes, denn Stefan Streif betreibt in Nummer 12 ein Antiquariat für Schallplatten. Er öffnet seine Fundgrube jeden Donnerstag von 12:00 bis 20:00 Uhr. 

Eine Tür weiter ist das Büro von Danny Hafkes Hausservice, dessen Mitarbeiter Büros und Geschäfte zum Glänzen bringen. Die Hafkes sind für ihre gute Qualität bekannt und geschätzt.

Gleich hinter der Kreuzung Rathenower hört man Kinderlachen. Dank des Quartiersmanagements stehen auf dem Hof der Kurt-Tucholsky-Grundschule phantasievolle Klettergeräte, die in den Pausen und am Nachmittag viel genutzt werden. Die Einrichtung trägt für ihr musisches Konzept den Titel „Musikalische Grundschule“. 

Auf der anderen Straßenseite schimmert blaugrün das Mosaik an der Fassade – eine optischer Hingucker der hier ansässigen Glaserei. Gegenüber der Feldzeugmeisterstraße folgt ein Beamtenwohnhaus, von dessen Bauart es mehrere im Kiez gibt. Nele Niemeyer betreibt hier eine Naturheilpraxis mit Blick auf den Fritz-Schloss-Park. Auf der linken Seite steht man vor einem der zahlreichen preußischen Kasernengebäude in Moabit-Ost. Über Jahre war hier der Abschiebegewahrsam, heute hingegen hat die „Zentrale Bearbeitungsstraße“ hier ihren Sitz, eine Polizei-Einheit, die Großeinsätze koordiniert. Sie gehört zur Direktion 3. 

Kurz vor der Kruppstraße 16 führt ein Weg hinein in den Fritz-Schloss-Park. Nach 50 m hört man das wohlbekannte Plopp von den Plätzen des Tennisclubs Tiergarten, der auch für seine gute Jugendarbeit bekannt ist. Nur wenige Schritte davon entfernt lädt Metall-Designer Anderl Kammermeier an Sommer-Sonntagen in seinen herrlichen Garten zu Konzerten und Ausstellungen.Wunderschöne Gärten entdeckt man auch im Komplex Krupp-/Lehrter Straße. Die alten Kasernen aus rotem Ziegelstein wurden von den weit über Berlin hinaus bekannten Architektur­büros – wie Sinai Landschaftsarchitekten oder Sauerbruch Hutten – denkmalgerecht saniert. 

Verlässt man das Karreè durch das alte Eingangsportal, lohnt es sich innezuhalten. Einer der schönsten Blicke in Moabit-Ost ist der zum Tor des Hauses Lehrter Straße 27.  Zeit für eine Pause im dortigen B-Laden. Von hier aus lässt sich das Treiben auf der Kruppstraße gut beobachten.

Bianka Spieß, aktualisiert: Sofie Henne

Die Birkenstraße – lang und abwechslungsreich

Die Birkenstraße ist heute 900 m lang und eine der ältesten Straßen Moabits. Sie wurde vor 190 Jahren angelegt und hieß anfangs noch Birkenallee. An ihrem westlichen Ende liegt der wunderbare Schulgarten. Am östlichen beginnt der Fritz-Schloss-Park gleich hinter dem Heinrich-Zille-Haus. 

Direkt am U-Bahnhof reihen sich Kneipen, Restaurants, Cafés aneinander, die immer gut besucht sind: zwei Dönerläden, die Restaurants „Arema" und „Lichtblick", die Pizzeria „Trecento grammi", das vietnamesische Lokal „Platform 68" und die gemütlich hippe Bar „Tirree", wo man auch tagsüber leckeren Kaffee und kleine Köstlichkeiten bekommt. An der Stromstraße steht seit 2010 das Einkaufs­zentrum MoaBogen.

Genau in der Mitte der Birkenstraße ragt der Turm der restaurierten Heilig-Geist-Kirche auf. Zur Gemeinde gehört eine der ältesten Kitas Berlins – „Birkelinchen“5. Gegenüber befindet sich die kleine, feine Bruno-Lösche-Bibliothek, ein wichtiger Treff für den Kiez. 

In der Nr. 19 hat sich das Café „Thea & Coffee“ etabliert. Die Inhaber*innen kommen aus dem Kiez. Früher kaufte man hier noch Waschmaschinen. Ein Gast schrieb schon vor langer Zeit begeistert: „Was für eine Bereicherung in Moabit, kann ich nur empfehlen! Der Schokokuchen, natürlich selbstgemacht, ist köstlich.“ An der Kreuzung zur Lübecker kann man seit Kurzem Frühstück und andere türkische Köstlichkeiten im Café „Unter den Birken genießen".

Von der Birkenstraße gelangt man auf das Gelände des ehemaligen Krankenhauses Moabit, heute GSZM. Der dortige Park ist die dritte grüne Oase entlang der befahrenen Straße. 

An der Ecke zur Wilsnacker Straße markieren nun endlich weiße Streifen die Verlängerung des Gehwegs und sollen so für mehr Sicherheit für Fußgänger*innen und Radfahrende sorgen.

Gudrun Radev / Bianka Spieß, aktualisiert: Sofie Henne