Die beiden QM-Projekte Wir in Moabit – Gemeinsam gesund Älterwerden und Temporärer Nachbarschaftsort, geleitet von SmArt, konnten sich mit Redebeiträgen an der radioeins Aktion Berlin liest ein Buch beteiligen. Gemeinsam mit zahlreichen Berliner*innen hat radioeins das vielstimmiges Hörbuch "Marzahn, mon amour" von Katja Oskamp erschaffen. Ziel ist es, ganz Berlin vom 16. bis 23. Mai 2021 in einen Lesekreis zu verwandeln - denn liest man das gleiche Buch, hat man sich etwas zu erzählen, tauscht Gedanken aus, bildet sich eine Meinung zum Buch und entdeckt vielleicht Übereinstimmungen zu eigenen Erlebnissen, über die man sich mit anderen austauschen kann.
Das Buch erzählt von Begegnungen einer Fußpflegerin mit ihren Kund*innen während der Fußpflege: Geschichten vom Glück, vom Gelungenen wie auch Unerreichtem, von schönen wie auch traurigen Momenten. Über die so erzählten Lebensläufe wird das Buch zu einem Panorama der jüngeren Geschichte Berlins – und zu einer Feier des menschlichen Miteinanders, des Erzählens und des Zuhörens. Gerade in der derzeitigen Situation der Pandemie, die uns allen viel abverlangt, erscheint das Buch deshalb besonders geeignet - als Gesprächsanlass, als Erinnerung, als Erbauung, als Trost, als Ablenkung.
Viele Berliner*innen wollten sich an der Aktion beteiligen, über 300 Hörer*innen konnten mitmachen. Inzwischen sind alle Puzzleteile in liebvoller Kleinarbeit zusammengesetzt und das Ganze ist als vielstimmiges Hörbuch auf der Seite von radioeins zum Anhören eingestellt.
Auch SmArt hatte sich bei radioeins beworben und wählte drei lesebegeisterte Moabiter*innen aus, die aus dem Kapitel: Gerlinde Bonkat (im Buch Seite 114) folgende Stellen vorlesen:
TAKE 217: 03.06:32 Manuela vom Literaturzirkel / Temporärer Nachbarschaftsort
Zu dritt hockten sie im oberen Teil eines Doppelstockbetts. Unter ihnen lag eine alte Dame. Gerlinde beobachtete sie; irgendwann flüsterte sie der Mutter zu: »Ich glaube, die Frau ist tot.« Die Mutter rief jemanden von der Schiffsbesatzung. Die alte Dame wurde aus dem Bett gezogen und in einen Sack gesteckt. Der Sack mit der alten Dame darin wurde zu den anderen Säcken mit den anderen Toten geschafft.
TAKE 222: 03:09:22 Wolfgang von Wir in Moabit – Gemeinsam gesund Älterwerden
Man verfrachtete sie in einen Güterzug, vollgestopft mit Menschen, fensterlos wie ein Viehtransport. Unterwegs ging einer der beiden Koffer verloren, darin das Familienalbum, Fotos, die den Vater zeigten. Als sie aus dem Güterzug ausstiegen, waren sie in Dänemark. Gerlinde sah ihre Mutter zum ersten Mal weinen.
TAKE 231: 03:14:51 Isa von Wir in Moabit – Gemeinsam gesund Älterwerden
Aber zwei Jahre später, 1957, bekam die Mutter eine Wohnung zugewiesen, nicht mehr als eine Kammer mit Küche, kalt, zugig, dennoch: etwas Eigenes. Sie war noch immer in dem Kleiderwerk in Altentreptow angestellt, hatte sich von der Putzfrau zur Buchhalterin hochgearbeitet. Gerlinde ging davon aus, dass der Brief geholfen hatte.
Neugierig geworden und Lust auf das Buch von Katja Oskamps "Marzahn,
mon amour" bekommen? Dann könnt Ihr Euch das Gesamtwerk (4 Stunden
und 11 Minuten) noch bis zum 23. Mai 2021 auf der radioeins-Webseite anhören, aus rechtlichen Gründen nicht als Download. Viel Spaß dabei!
Natürlich ist das Buch auch im Buchhandel erhältlich, außerdem als eBook und Hörbuch– und natürlich in den öffentlichen Bibliotheken Berlins.
