Über den roten Teppich zum Stadtteilplenum, ob es das schon mal gab?
Moderatorin Esther Klobe-Weihmann vom Moabiter Ratschlag e.V. (rechts) und der Leiter des Spielplatzes im Ottopark, Bernd Brunner
Bernd Brunner (rechts) und Prozesssteuererin Franziska Kind vom Koordinationsbüros für Stadtentwicklung und Projektmanagement, kurz KoSP GmbH (sitzend)
Annett Postler vom Stadtentwicklungsamt Mitte ergänzte einige Details zum vorläufigen Entwurfsstand
Der Donnerstagschor, der im Stephans probt...
...und Clown Artur
Ein Blick in die fünfzigjährige Geschichte: Die Ausstellung zum Otto-Spielplatz

„Manege frei!“ Planungen zur neuen Kulturmanege beim Stadtteilplenum Moabit im April 2023 

- von Gerald Backhaus -

Das Moabiter Stadtteilplenum am 25. April 2023 wurde zu etwas ganz Besonderem. Das lag vor allem am Ort, und natürlich am Thema. Es ging im provisorischen Zirkuszelt neben dem Spielhaus auf dem Otto-Spielplatz darum, was in den kommenden Monaten hier an dieser Stelle entstehen wird: die Kulturmanege. Sie soll viele Angebote für Groß und Klein schaffen und bietet bereits ab diesem Sommer ein reichhaltiges Angebot. 

Esther Klobe-Weihmann als Moderatorin des Plenums regte die Gäste aufgrund der niedrigen Außentemperaturen zu Aufwärmübungen im ungeheizten Zelt an, außerdem gab es Getränke und einen kleinen Imbiss. Organisiert wurde das Plenum wie gewohnt vom Quartiersmanagement Beusselstraße zusammen mit dem Quartiersmanagement Moabit-Ost, dem Moabiter Ratschlag e.V., den beiden Stadtteilkoordinatoren von Moabit-West und Moabit-Ost sowie dem B-Laden.

Neben der Bühne hing ein riesiges rotes Herz mit der Aufschrift „50 Jahre Otto-Spielplatz“. Dass es den pädagogisch betreuten Spielplatz im Ottopark schon so lange gibt, nahm Bernd Brunner, der Leiter, zum Anlass, die Plenumsgäste durch die fünf Jahrzehnte seiner Geschichte zu führen. Diese Geschichte wird parallel in einer Ausstellung im Außenbereich des Spielplatzes gut bebildert im Detail dargestellt. Daraus wird aktuell auch eine Broschüre entwickelt. Einer der Höhepunkte in der Geschichte war natürlich der Neubau des Spielhauses im Jahr 2011, als auch der Moabiter Ratschlag e.V. zum Träger des Areals wurde. In den Jahren 2021/22 wurde aus der Pergola neben dem Haus eine „Sommer-Manege“, wie das provisorische Zirkuszelt genannt wird. Ihr Vorläufer waren ein paar Planen, die Clown Artur als Sichtschutz um seine Aktivitäten in der Pergola spannte. Die Plane des Tierparks, die inzwischen als Dach der „Sommer-Manege“ dient, war von Anfang an sehr beliebt bei den Kindern. Die Planen wurden in der Folge künstlerisch gestaltet, u.a. von der Künstlerin Hanneke van der Hoeven zusammen mit Kindern. Bisheriger Höhepunkt der „Sommer-Manege“ war die „Moabiter Kulturwoche“ im Juni 2022 mit vielen Aktivitäten und Veranstaltungen.

Inzwischen war die Idee eines festen Zeltes an diesem Standort immer konkreter geworden. Dieser „baulichen Verstetigung“ nahm sich das Stadtentwicklungsamt des Bezirkes Mitte an. Finanziert wird sie durch Fördermittel des „Lebendigen Zentrums und Sanierungsgebietes Turmstraße“. Die Prozessteuerung liegt in den Händen des Koordinationsbüros für Stadtentwicklung und Projektmanagement, kurz KoSP GmbH. Dessen Mitarbeiterin Franziska Kind erläuterte in der Folge den Stand der Planungen.

Das Landschaftsarchitekturbüro Planungswerkstatt Haas-Wohlfahrt betreut bei der Kulturmanege die Freianlagenherrichtung. Neben dem Stadtentwicklungsamt und dem Moabiter Ratschlag e.V. als Träger des neuen Kulturortes sind als Partner weitere Institutionen wie der Kinder- und Jugendzirkus Cabuwazi zur fachlichen Beratung seit etwa einem Jahr mit im Boot. Zirkus Cabuwazi plant als Baukoordination das Zelt und die Ausstattung.

Annett Postler vom Stadtentwicklungsamt Mitte ergänzte einige Details zum vorläufigen Entwurfsstand. Die Zuwegung zur Kulturmanege wird eine „modellierte Wegefläche“ mit dem „HanseGrand-Patentweg“ als Wegebelag. Das Zelt erhält ein kleines Vorzelt als Eingangsbereich und zur Entwässerung eine Drainage-Schicht. Neben dem eigentlichen Kulturort werden zwei Container aufgestellt. Einer wird als Büro und einer als Lager dienen. Neue Stützmauern werden gebaut, außerdem werden Stromleitungen und Heizungsstränge gelegt, damit die Kulturmanege auch im Winter bespielt werden kann. Die Bäume in unmittelbarer Nähe sollen erhalten werden, weshalb hier keine Baumaschinen zum Einsatz kommen werden, sondern mit der Hand gegraben wird. Zudem werden im Eingangsbereich zwei Steppenkirschen gepflanzt. Nach Abschluss der Bauplanungen in diesem Jahr sollen die Vergaben an Baufirmen Anfang 2024 erfolgen. Die Bauarbeiten sollen dann im Sommer 2024 stattfinden, so dass eine Bespielung ab Winter 2024/25 möglich sein wird. Der Prozess, wie die Kulturmanege im Innenbereich gestaltet wird und was genau hier alles stattfinden könnte, wird begleitet von mehreren Beteiligungsverfahren, die KoSP im Auftrag des Bezirkes organisiert. Diese wird es sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für Erwachsene geben. 

Ein Termin zum Vormerken: Alle interessierten Erwachsenen sind am 22. Mai 2023 von 17.00 bis 19.30 Uhr in die Sommer-Manege eingeladen, um über den Entwurf und die Planungen zu diskutieren und Anregungen zur Nutzung zu geben.

Fragen der Plenumsgäste

Aus dem Plenum wurde nach Toiletten für die Kulturmanege gefragt. Die befinden sich im Spielehaus, so dessen Leiter Bernd Brunner. Außerdem kann die kleine Küche im Haus zur Versorgung von Zeltgästen genutzt werden: „Wir haben ja ein fantastisches Haus mit einer tollen Infrastruktur!“ Und die neue Manege sei ein Flächengewinn für den Otto-Spielplatz, „sie stellt eine Aufwertung des Geländes dar.“

Wird das Regenwasser vom Zeltdach für den Garten genutzt? - Franziska Kind, KoSP: Es wird direkt ins Grundwasser zu den Baumwurzeln geleitet, und die Drainage-Schicht verhindert ein Zurückspritzen des Wassers auf das Zelt. 

Wie viele Zugänge erhält das Zelt? - Es wird einen Hauptzugang vom Ottopark aus geben, der u.a. auch wegen der Sichtbarkeit für die Nachbarschaft wichtig ist, sowie einen Bühneneingang vom Spielplatz aus für diejenigen, die hier auftreten.

Wird das Zelt auch vermietet? - Bernd Brunner: Ja, weitere Nutzungen sind vorgesehen, das sei alles noch in Abstimmung. Die Vision: Vormittags kommen Kindergartenkinder her, nachmittags gibt es freie Nutzungen, und abends Programme für Erwachsene. Um das zu organisieren, braucht dieser Kulturort natürlich eine Verwaltung bzw. ein Management. Wie das funktionieren kann, dafür soll ein Konzept im laufenden Jahr entwickelt werden. 

Ob Zirkus, Theater, Kino oder Musikdarbietungen – vieles ist hier in dem Veranstaltungsort für bis zu 199 Personen möglich. Nach dem „offiziellen“ Teil des Plenums gab es einen Ausblick darauf, wie die Bühne kulturell genutzt werden kann, damit sich die Gäste ganz plastisch vorstellen können, was hier in Zukunft alles angeboten werden kann. Fünf Sängerinnen des Donnerstagschores gaben drei Lieder zum Besten. Die Frauen sind keine Profis und leben alle in Moabit. Hier in der Sommer-Manege hatten sie ihren ersten öffentlichen Auftritt. Sie proben immer donnerstags ab 19 Uhr im Nachbarschaftsladen Stephans in der Stendaler Straße. Interessierte sind herzlich willkommen, den Chor zu verstärken, besonders Männer sind gefragt. Im Anschluss verzauberte der aus Armenien stammende Clown Artur unter Einbeziehung des Publikums u.a. mit seinen Pantomime-Nummern und artistischen Einlagen, bevor der Musiker Gerald Dietzsche „hausgemachte Violinenmusik“ darbot.

Weitere Informationen zur Kulturmanege gibt es auf https://www.turmstrasse.desowie in der Stadtteilzeitung „Ecke Turmstraße”. Die Präsentation von KoSP finden Sie weiter unten zum Herunterladen.

Das nächste Stadtteilplenum wird am 26. September 2023 stattfinden. Die Themen und der Veranstaltungsort werden zeitnah bekanntgegeben.

Die Berichte zu den vergangenen Plena können Sie hier beim QM Beusselstraße nachlesen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf der Webseite des QM Beusselstraße und in dessen Auftrag.

Text & Fotos: © Gerald Backhaus 2023