Hier brodelt's

Turmstraße und Moabit – das gehört einfach zusammen. Die heute 2 km lange Straße wurde 1818 angelegt und reichte ursprünglich bis zur Heidestraße. Damals konnte man von hier die Türme der Sophien- und Nikolaikirche (im Osten bzw. Westen) sehen. Daher auch der Name. Heute hat sie selbst vier markante Türme. Zum Beispiel den der Heilandskirche an der Thusnelda-Allee 1, mit 87 m der dritthöchste Kirchturm Berlins. Die Kirche ist Treffpunkt, Konzert- und Ausstellungsraum in einem. Einige Schritte in Richtung Osten führt der Weg vorbei am neuen C&A-Kaufhaus, das früher zu Hertie gehörte und nun den Neubeginn auf der Turmstraße signalisiert. Der war auch bitter nötig, denn der einstige Glanz dieser Einkaufsstraße ist verblasst.

Hinter der Stromstraße unter den Lettern des einstigen Kinos „Turmpalast“ stolpert man fast über die Auslagen der „Möbel-Oase“. Wer den Laden betritt, staunt über dessen Größe. Momentan steigt die Nachfrage nach höherwertigen Möbeln. Für Inhaber Hakki Yozkat ein Indiz, dass Leute mit etwas mehr Geld in der Tasche hierher ziehen. Die wikuExpress-Reinigung in Nummer 24 ist für Moabiter eine wichtige ­Adresse: morgens die Wäsche hinbringen, abends sauber abholen. 

Nach der Post an der Ecke Lübecker Str. ist es mit Läden erst einmal vorbei. Momentan wird in der Turmstraße 22 gebaut, um Büros für Juristen einzurichten. Dahinter erstreckt sich bis zur Birkenstraße das Gesundheitszentrum Moabit (GSZM). Jeder alt eingesessene Moabiter kann eine Episode zum ehemaligen Krankenhaus erzählen. Heute sind hier Gesundheitseinrichtungen und Berufsschulen untergebracht. Im Hochhaus des Landesamt für Gesundheit und Soziales erhalten z.B. Flüchtlinge Rat und Hilfe. Im Erdgeschoss bietet die Kantine „Lebenswelten“ preiswertes Frühstück und Mittagessen. Sie ist Ausbildungsbetrieb für junge Menschen mit Behinderung. 

Weiter in Richtung Osten reihen sich auf der Turmstraße alt eingesessene Geschäfte hintereinander: Blumen-Witte, Friseursalon Regina, Golf-Juwelier und das Angkor Reisebüro. Wussten Sie, dass die Roland-Apotheke Ecke Bandelstraße bereits 120 Jahre alt ist?

Am Haus Turmstraße 13 prangt eine pralle Wurst. Sie weist den Weg zu „Sklep Spozywczy“. Kunden aus der halben Stadt kaufen hier ihre Lieblingsspeisen aus der polnischen Küche. 

Dort, wo der Verkehr langsam abnimmt, bieten Restaurants auch draußen Platz zum Verweilen: Zum Beispiel der Italiener „Al-Tribunale“, seit 17 Jahren im Kiez oder das „Viet + my“. Auch das California-Coffee ist eine Institution. Kein Wunder, denn von gegenüber aus dem Gericht mit seinen dicken Türmen kommen mittags die Juristen zuhauf. 

Erleichtert sind wohl alle Anwohner/-innen rund um die Pritzwalker Straße, dass ihr Supermarkt an der Ecke wieder eröffnen konnte. So bleibt der kurze Weg, um Fleisch, Gemüse und Obst einzukaufen. Und gegenüber kann man seinen Hunger nach Büchern stillen. Bei Klaus-Peter Rimpel in seiner Dorotheen­städtischen Buchhandlung. Sein Sortiment an Büchern über Tiergarten oder Berlins Geschichte ist einmalig. Jede seiner Lesungen ist gut besucht, und machmal ist er auch Gastgeber für Veranstaltungen des Quartiersmanagements. 

Die Turmstraße endet im Grünen. Direkt am Fritz-Schloß-Park, wo Erholung und Sport gleichermaßen möglich sind.

Gudrun Radev & Bianka Spieß