Bildungsverbund Moabit: Dr. Junne

Deutscher Kita-Preis für Moabit?

Große Freude in Moabit Ost und West: Die Initiative „Naturwissenschaftlicher und kultureller Bildungsverbund Moabit“ steht in der Endrunde des Deutschen Kita-Preises. Schon das allein ist eine Auszeichnung für ihr erfolgreiches Engagement für die frühe Bildung, Betreuung und Erziehung in Moabit. Die seit fünf Jahren bestehende Initiative ist eine von bundesweit zehn Zusammenschlüssen, die auf eine Auszeichnung in der Kategorie „Lokales Bündnis des Jahres“ hoffen.

von Gerald Backhaus

Insgesamt gab es über 1.400 Bewerber. Der Erstplatzierte kann 25.000 Euro mit nach Hause nehmen, vier Zweitplatzierte erhalten jeweils 10.000 Euro. Der Einzug in die Endrunde bedeutet nicht nur, dass das Moabiter Netzwerk am 2. Mai 2018 Repräsentanten zur Preisverleihung schicken darf, sondern auch, dass sie am 27. Februar 2018 Besuch von einem ein Expertenteam der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung bekam. 

In den Räumen des Quartiersmanagements Moabit West in der Rostocker Straße 35 gab es dazu Interviews, einen Workshop und Gespräche in einer größeren Runde, zu der auch die Presse eingeladen war. Dabei konnten sich Dr. Barbara Junne, Tobias Heinemann und Linda Broschkowski von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung  ein Bild von der Arbeit des „Naturwissenschaftlichen und kulturellen Bildungsverbunds Moabit“ machen. Auf die Frage danach, was der Zusammenschluss in den fünf Jahren seines Bestehens erreicht hat, erwähnte Thomas Büttner, Projektleiter des Bildungsverbunds Moabit, vor allem die Verbindungen, die im Rahmen dieses Netzwerks aus mittlerweile 30 Einrichtungen entstanden sind. Mitglieder sind neben Kindertagesstätten, Grundschulen und Jugendfreizeiteinrichtungen auch die Bibliotheken und Musikschulen. Als ganz wichtigen Erfolg bezeichnete Thomas Büttner die durchgängige Entwicklung der Kinder vom Kindergarten über die Grundschule bis zur weiterführenden Oberschule. Fachleute sprechen dabei von „Bildungsketten“. Die Talente der Kinder konnten und können - in vielen Fällen angestoßen durch den Bildungsverbund - durch spannende Projekte wie z.B. die sogenannten „Science toys“, als auch durch Tanzprojekte und Schulchöre, weiterentwickelt werden. Gelingt dies, werden die Mädchen und Jungen selbst zu Multiplikatoren, berichtete Barbara Kirchner vom Projekt „Ein Quadratkilometer Bildung Berlin-Moabit“, und bringen ihre Eltern auf die Idee, Orte in Moabit zu besuchen, die sie vorher vielleicht noch nicht kannten. Neben den Sprachförderprogrammen in den Bibliotheken erwähnte sie besonders den Ottospielplatz und den Moabiter Schulgarten. 

„Wir haben das Ohr am Kind“, fasste die Künstlerin Bärbel Rothaar, die u.a. ein Bienenprojekt im Schulgarten betreut, die Arbeit aller Akteure im Bildungsverbund prägnant zusammen. Sie erzählte von einem 18-jährigen, der in einer Projektauswertung schrieb, dass er durch das Projekt zum ersten Mal im Leben eine Pflanze berührt hätte. Bernd Brunner, Leiter des Ottospielplatzes, erlebt sehr oft begeisterte Kinder, die immer wieder gern auf das Gelände kommen. Der Otto-Spielplatz ist ein pädagogisch betreuter Spielplatz mit Spielhaus im grünen Herzen von Moabit. Hier wird Kindern und Jugendlichen Raum zum Lesen, Quatschen, Bauen, und Forschen geboten. Durch eine breite Palette an Möglichkeiten, kann man hier u.a. Naturphänomene kennenlernen. Anfangs geschah das nur nachmittags. Mittlerweile planen viele Kindergartengruppen und Schulklassen regelmäßig Besuche am Vormittag ein. Auch Workshops zu verschiedenen Themen werden für sie auf dem Ottospielplatz organisiert. „Dabei geht es gar nicht darum, den Kindern Wissen einzutrichtern. Der Bildungsverbund ist ressourcenorientiert,“ betonte Beatrice Siegert vom Quartiersmanagement Moabit West. 

Die Arbeit des Bildungsverbunds war natürlich nicht immer leicht, so Projektleiter Thomas Büttner. Er arbeitete viel an den Haltungen in den einzelnen Einrichtungen, weil anfangs nicht für alle die Vernetzung als zwingend notwendig oder gar erstrebenswert galt. Mittlerweile sind die meisten überzeugt von der Wichtigkeit des „globalen Lernens“. Am besten gelingt es, wenn wir strukturell etwas einbringen können, ergänzte er. Büttner unterstützt Kitas dabei, Fördermittel zu beantragen, um neue Angebote für Kinder zu schaffen. Neben der Finanzierung durch das Bezirksamt Mitte - 20.000 Euro pro Jahr für die Koordination und 10.000 Euro für Projekte auf dem Gebiet des Umwelt- und Naturschutzes - konnte er 40.000 Euro Drittmittel einwerben. Anfänglich wurden damit auch neue Materialien für die Kitas angeschafft, später floss das Geld vermehrt in Form von Honoraren an freiberufliche Pädagoginnen und Pädagogen, die sich an außerschulischen Lernorten gezielt um die Kinder kümmern. Erwähnt wurde dazu ein Projekt wie das einer Musikpädagogin, die wöchentlich in die Kitas kommt und auf musikalischem Gebiet mit den Mädchen und Jungen arbeitet. Sie organisierte Ausflüge an spannende Orte im Kiez wie die Reformationskirche, in der ein Organist den Kleinen die Orgel erklärte und sie sogar in das Instrument hineinklettern ließ. Alle konnten an dem Musikprojekt teilnehmen, die Eltern mussten nichts dafür bezahlen, und am Ende gab es eine Aufführung in einer kooperierenden Schule, so Kerstin Wagner , die als Erzieherin in der Kita Huttenstraße arbeitet. Zusammen mit Susanne Bierwirth, Leiterin des Generationenraums und von drei Kitas, engagiert sie sich sowohl im Kitanetzwerk von Moabit Ost als auch im Bildungsverbund. Dieser organisiert auch Praxisworkshops und Fachtage für das pädagogische Personal der beteiligten Einrichtungen, so Thomas Büttner. Dabei geht es z.B. darum, „wie wir erfolgreiche Projekte mehr in die Breite bekommen.“ Er spürt großes Interesse seitens der Kitas, Schulen und anderen Verbundsmitglieder, nach den ersten fünf Jahren des Bestehens des Netzwerks weiterzumachen. Das Bezirksamt Mitte hat erkannt, wie wichtig gute Bildung ist, und dass es sie auf hohem Niveau nicht zum Nulltarif gibt. Fördermittel für insgesamt drei Bildungsverbünde im Bezirk wurden daher im Haushalt 2018/19 verankert, so Carola Tinius vom Fachbereich Kunst und Kultur.

Wer von den Finalisten im Mai eine der fünf Auszeichnungen erhält, entscheidet eine unabhängige Jury. Bei so viel Engagement für eine gute frühe Bildung, Betreuung und Erziehung gewinnen auf jeden Fall die Kinder. Der Deutsche Kita-Preis ist eine Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, in Partnerschaft mit der Heinz und Heide Dürr Stiftung, der Karg-Stiftung und dem Didacta-Verband.

Weitere Informationen: 

www.bildungsverbund-moabit.de/

www.deutscher-kita-preis.de